Er war der umsatzstärkste Kinofilm des Jahres mit einem weltweiten Einspielergebnis von 1,36 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 1,26 Milliarden Euro): Barbie. Doch nicht nur an den Kinokassen räumte der Hollywoodstreifen kräftig ab. Auch bei den Lizenzeinnahmen stellte Barbie einen neuen Rekord auf. Für die Vermarktung des Blockbusters hat Barbie-Hersteller Mattel Presseberichten zufolge Lizenzverträge mit mehr als 100 Unternehmen abgeschlossen: Pinke Zahnbürsten, Spielkonsolen, Roller-Skates. An jedem verkauften Produkt verdient Mattel mit.
Mit einer großen Ausnahme. Und die betrifft ausgerechnet jenes Produkt, das im Film eine bedeutungsvolle Nebenrolle spielt – als Gegenentwurf zur rosaroten Barbie-Welt. Die Rede ist von unseren Birkenstock-Sandalen: Die Filmemacher hatten ein mokkafarbenes Paar Arizona-Sandalen in eine Schlüsselszene des Films eingebaut (am Ende des Films tauchte ein zweites pinkfarbenes Paar auf).
Als Barbie in einem Schockmoment merkt, dass ihre Stiletto-gewohnten Fersen zum ersten Mal den realen Boden berühren, bittet sie die Magierin »Weird Barbie« um Rat. Diese stellt sie vor die Wahl: Zurück in ihre alte heile Barbie-Welt, wenn sie sich für den rosaroten High Heel von Manolo Blahnik entscheidet, oder sie schlüpft in die ikonografisch unverwechselbare Tieffußbettsandale und erfährt dafür die Wahrheit über das Universum. Der Rest ist Filmgeschichte.
Anders als viele Medien spekulierten, hat Birkenstock für diesen unfreiwilligen Filmauftritt keinen Cent bezahlt. Deshalb war auch die Vermutung einiger Journalisten absurd, dass das Erscheinen des Films in irgendeinem Zusammenhang mit dem Börsengang von Birkenstock stehen könnte. Die Wahrheit ist: Die Drehbuchautorin hatte unsere Sandalen schlicht in die Storyline eingearbeitet, weil ihre Pointe nur mit unserem Produkt funktioniert – Product-Placement einmal ganz andersherum.
Für Birkenstock schließt sich der Kreis. Als Barbie 1959 in den US in Stilettos auf die Welt kam, warnten ärztliche Stimmen vor Fuß- und Haltungsschäden. Karl Birkenstock lehnte diese neue Schuhmode von Grund auf ab und stellte sich dieser 1963 mit der von ihm entwickelten Tieffußbettsandale entgegen. Barbie scheint heute schon seit längerer Zeit mit ihrem antiquierten Frauenbild aus der Zeit gefallen zu sein. Das feministische Remake der Figur durch den genialen Hollywoodfilm hat ihr Image wieder anschlussfähig zum feministischen Zeitgeist gemacht und sie zurück in die Mitte der Gesellschaft geholt, wo Birkenstock schon längst war.
So war es denn auch nicht die Marke Birkenstock, die einen Barbie-Moment hatte, sondern Barbie hatte ihren – alles entscheidenden – Birkenstock-Moment.