Die Zeit des Nationalsozialismus
Zur Zeit des Nationalsozialismus führt die Familie Birkenstock drei Unternehmen im Kleinstbetrieb. Das größte – die Gebr. Birkenstock GmbH, Steinhude – beschäftigt bis zu 13 Mitarbeitende. Das kleinere Unternehmen, die Konrad Birkenstock GmbH, ist noch am Stammsitz in Friedberg tätig. Heinrich Birkenstock betreibt eine eigene kleine Firma im nicht weit entfernten Büdingen.
Soldaten, die durch das wochen- und monatelange Tragen der ungesunden Stiefel Schäden an den Füßen erleiden, nutzen die flexiblen Einlagen zur Linderung der Schmerzen. Die Umsätze steigen daher, wie schon im Ersten Weltkrieg, auch während des Zweiten Weltkrieges an. Die Einlagen werden jedoch ausschließlich privat erworben, es gibt keine Geschäftsbeziehung zwischen den Unternehmen Birkenstock und dem NS-Regime.
Ideologisch steht die Familie den Nationalsozialisten nicht nahe. Carl Birkenstock tritt – relativ spät – im Jahr 1940 in die NSDAP ein, um sich selbst vor den Übergriffen der Nationalsozialisten vor Ort zu schützen. Die übrigen Familienmitglieder treten weder in die Partei noch in andere NS-Organisationen ein.
Die Familie Birkenstock macht zu keiner Zeit Geschäfte mit den Nationalsozialisten, produziert keine Rüstungsgüter und fungiert nicht als Zulieferbetrieb. Ebenso werden keine Immobilien oder Unternehmen aus jüdischem Besitz erworben. In keinem der Kleinbetriebe gibt es Zwangsarbeiterinnen oder Zwangsarbeiter.
Als Mehrgenerationenunternehmen, dessen Wurzeln sich bis ins Jahr 1774 zurückverfolgen lassen, stellt sich BIRKENSTOCK in aller Transparenz seiner Geschichte. Deshalb hat BIRKENSTOCK 2018 die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) beauftragt, die Familien- und Unternehmensgeschichte von 1897 (Erfindung des anatomisch geformten Leistens) bis 1963 (Erfindung der Original Birkenstock-Fußbettsandale) sowie die Anfänge der Schuhmachertradition der Familie im 18. Jahrhundert nach wissenschaftlichen Standards aufarbeiten zu lassen.
Geleitet wurde das umfangreiche Corporate-History-Projekt von Dr. Andrea Schneider-Braunberger, der Geschäftsführerin der GUG, einer ausgewiesenen Historikerin und Expertin auf dem Gebiet der deutschen Wirtschaftsgeschichte während des Nationalsozialismus. Obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Belege für eine Verstrickung in das nationalsozialistische System gab, war es uns ein großes Anliegen, diesen Zeitraum im Rahmen der historischen Forschung eingehend untersuchen zu lassen.
Die Forschungsergebnisse können Sie im Buch von Dr. Andrea Schneider-Braunberger nachlesen: „BIRKENSTOCK: Geschichte einer Weltmarke“, erschienen am 24. März 2024 bei DVA (ISBN: 978-3-421-07028-9).
Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung zu BIRKENSTOCK in der Zeit des Nationalsozialismus finden Sie hier.