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Power fürs Gehirn: Über die überraschenden Effekte des Gehens

05.11.2025

Interview Shane O'Mara

Shane O'Mara ist Professor für Experimentelle Neurowissenschaft und Lehrkraft an der School of Psychology am Trinity College in Dublin, Irland. In seiner Forschungsarbeit befasst er sich schwerpunktmäßig mit den Bereichen des Gehirns, die für das Lernen und das Gedächtnis zuständig sind, und untersucht, wie sich Stress und Depression auf diese Hirnregionen auswirken. Er selbst sagt, dass er verstehen möchte, wie das Gehirn auf die Welt trifft. Seit 1993 hat er über 150 wissenschaftlich begutachtete Artikel in führenden internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Sein Buch „In Praise of Walking“ wurde in rund 25 Sprachen übersetzt, darunter ins Koreanische und Chinesische. Auf Deutsch ist es unter dem Titel „Das Glück des Gehens“ erschienen.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Ich interessiere mich dafür, wie das Gehirn auf die Welt trifft. Ich versuche zu verstehen, wie wir Dinge tun können und wie die Außenwelt die Funktionsweise unseres Gehirns beeinflusst. Damit befasse ich mich schon seit meiner Zeit als Doktorand in Oxford Anfang der 1990er.

Wie schwierig ist es für einen Menschen, das Laufen zu lernen?

Menschen erlernen das Laufen auf natürliche Weise im Rahmen ihres genetischen Programms. Sie benötigen dafür keine Anleitung von außen. Anders als viele andere Spezies brauchen wir länger, um die Fähigkeit des Laufens zu entwickeln. Das liegt vor allem an unserem großen Gehirn, das im Laufe der Zeit sehr viel Input und Austausch mit der Umwelt benötigt. Unter den richtigen Bedingungen durchlaufen Kleinkinder instinktiv verschiedene Entwicklungsstufen – vom Krabbeln über das Sitzen und Hochziehen bis zum Gehen.

Diese lange Entwicklung ist ein wesentliches Merkmal der Kindheit des Menschen. Im Gegensatz zu Tieren wie beispielsweise Giraffen, die sofort laufen müssen, um Fressfeinden zu entkommen, werden menschliche Babys in ein soziales Umfeld geboren, in dem sie jahrelang umsorgt und beschützt werden. Diese verlängerte Abhängigkeit ermöglicht eine umfassende Hirnentwicklung und damit komplexe kognitive, motorische und soziale Fähigkeiten, die den Menschen von anderen Spezies einschließlich von Schimpansen unterscheiden.

Das Gehen auf zwei Beinen ist eine einzigartige menschliche Anpassung, die erhebliche Vorteile bietet, setzt aber sowohl körperliche Reife als auch Hirnentwicklung voraus. Unser Körper und unser Nervensystem haben sich so entwickelt, dass sie den zweibeinigen Gang unterstützen. Und auch wenn der Prozess dauert, bringen sich Kinder das Gehen auf natürliche Weise selbst bei. Sie experimentieren über Monate, fallen hin und stehen wieder auf, bis sie die Fähigkeit meistern, ohne sich großartig zu verletzen. Diejenigen, die sich nicht anpassen konnten, haben nicht überlebt. So bildete sich das genetische Programm heraus, das dem modernen Menschen den aufrechten Gang ermöglicht. Auch wenn wir am Anfang vielleicht langsam sind, ist diese längere Lernphase letztlich entscheidend für unsere Entwicklung und Intelligenz insgesamt.

Laufen Menschen heute weniger als früher?

Ja, verglichen mit früher laufen Menschen heute weniger. Studien zeigen, dass Arbeiter in London im 19. Jahrhundert in der Regel zehn bis zwölf Kilometer täglich liefen. In modernen motorisierten Gesellschaften liegt der Durchschnitt dagegen bei drei bis vier Kilometern pro Tag. In nicht motorisierten Gesellschaften in Afrika und Südamerika legen Männer rund 16.000 bis 18.000 Schritte täglich zurück, Frauen normalerweise 10.000 bis 14.000 Schritte.

Der Mensch ist von Natur aus daran angepasst, lange Strecken zu gehen. Wenn Leute sich beispielsweise auf eine lange Pilgerwanderung über mehrere Hundert Kilometer begeben, haben sie anfangs vielleicht Blasen an den Füßen. Doch schon nach wenigen Tagen können sie ohne große Schwierigkeiten 15 bis 20 Kilometer am Tag gehen. Das beweist, dass wir in der Lage sind, über längere Zeiträume große Strecken zurückzulegen, ohne uns schwer zu verletzen.

Hat die Evolution das größere Gehirn auch für Bewegung hervorgebracht?

Der Zusammenhang zwischen unserem Gehirn und Bewegung ist faszinierend, aber schwer zu verstehen. Eine Theorie – die sogenannte motorisch-zentrierte Theorie der Hirnentwicklung – besagt, dass sich unser Gehirn entwickelt hat, damit wir uns in der Welt fortbewegen können. Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Lebewesen, die sich bewegen können, und solchen, die sich nicht bewegen. Pflanzen können sich nicht fortbewegen und besitzen kein Gehirn, während bewegliche Spezies wie der Mensch ein Gehirn haben. Dies wirft eine spannende Frage auf: Gibt es Tiere, die in einer Phase ihres Lebens beweglich, aber in anderen Phasen unbeweglich sind oder umgekehrt? Die Antwort lautet überraschenderweise: ja.

Nehmen wir als Beispiel die Seegurke. Sie ist zu Beginn ihres Lebens mobil und besitzt ein Rückenmark. Mit zunehmender Reife setzt sie sich jedoch an einem Stein fest und verdaut ihr eigenes Nervensystem, weil sie es nicht mehr braucht, um sich fortzubewegen.

Umgekehrt ist es bei Quallen. In der Polypenphase sitzen sie an einem Stein und haben kein Nervensystem. Doch sobald sie in die mobile Phase übergehen, bilden sie ein Nervengeflecht aus, das es ihnen ermöglicht, sich fortzubewegen, vor Fressfeinden zu fliehen und nach Beute zu suchen. Das zeigt, dass ein Gehirn eng mit der Fähigkeit zur Fortbewegung verbunden ist.

Das heißt: Ein Gehirn braucht Bewegung und Bewegung braucht ein Gehirn?

Ja, zwischen beidem besteht eine enge Wechselwirkung. Die menschliche Fortbewegung war schon immer eng mit dem Überleben verbunden, besonders mit Blick auf die Beschaffung und Speicherung von Energie. In der frühen Menschheitsgeschichte mussten wir uns auf die Suche nach Nahrung machen und durften dabei nicht mehr Energie verbrauchen, als die Nahrung uns geben würde. Wie viel der Mensch sich bewegte, hing von der Verfügbarkeit von Nahrung ab. Beim Jagen oder Sammeln waren Menschen sehr aktiv, doch in Zeiten der Lebensmittelknappheit sparten sie Energie.

In modernen Zeiten sind wir durch unsere größeren Gehirne in der Lage, leicht zugängliche Nahrungsquellen in Hülle und Füllen zu erschaffen. Die Folge ist, dass wir uns weniger bewegen müssen, um zu überleben. Viele Menschen üben heute sitzende Tätigkeiten aus. Dieser Wandel bringt neue Herausforderungen mit sich, da wir dadurch dazu neigen, deutlich mehr Kalorien zu uns zu nehmen, als wir durch Bewegung verbrennen.

Auch für kognitive Prozesse spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Bereits in der Antike erkannten griechische Philosophen den Zusammenhang zwischen Gehen und Denken. Die moderne Wissenschaft erforscht diese Verbindung weiter und hat herausgefunden, dass Gehen die Hirnfunktion fördert sowie intellektuelle und kreative Prozesse unterstützt.

Gibt es Studien, die zeigen, dass das Gehen uns kreativer macht?

Der Zusammenhang zwischen Gehen und Kreativität ist schon lange bekannt. Berühmte Denker wie Immanuel Kant und Bertrand Russell gingen häufig spazieren, um ihre Gedanken anzuregen. Aktuelle Studien bestätigen, dass das Gehen hilft, Probleme kreativ zu lösen. Steht man vor einem komplexen Problem, kann ein kurzer Spaziergang die Ideenfindung stimulieren.

Generell hilft das Gehen, wach und konzentriert zu bleiben. Langes Sitzen macht müde, weil die Durchblutung reduziert wird. Gehen dagegen aktiviert das Gleichgewichtsorgan und bereitet den Körper auf Aktivität vor. Dr. Chuck Hillman von der Universität Illinois hat herausgefunden, dass schon 20 Minuten Gehen ausreichen, um die Hirnfunktion zu verbessern.

Kinder, die zur Schule laufen, schneiden häufig besser ab, weil sie sich körperlich mehr bewegen und dabei mit anderen Menschen und ihrer Umwelt interagieren. Damit diese Vorteile voll zum Tragen kommen, sollte der Schulweg jedoch möglichst sicher und frei von Luftverschmutzung sein. In modernen Gesellschaft, wo Bequemlichkeit oftmals Vorrang hat, ziehen Menschen häufig effizientere Alternativen vor. Dennoch bleibt das Gehen eine Aktivität, die für unser körperliches und geistiges Wohlbefinden fundamental und förderlich ist.

Hat das Gehen noch weitere Vorteile?

Das Gehen bietet über die körperliche Gesundheit hinaus zahlreiche Vorteile. Es fördert soziale Beziehungen, die für das geistige Wohlbefinden entscheidend sind. Wenn Menschen zusammen gehen, passen sich die Atmung und Schrittlänge natürlich aneinander an, was zu einer engeren Bindung führt. Vom Standpunkt der psychischen Gesundheit aus betrachtet, senkt körperliche Aktivität das Risiko von Depression und Angststörungen. Selbst Menschen, die an diesen Erkrankungen leiden, stellen fest, dass Gehen die Heilung fördert.

Der soziale Aspekt des Gehens, besonders während eines tiefen Gesprächs, fördert das Wohlbefinden. Dies ist die Basis für das sogenannte „soziale Rezept“, mit dem Ärzte im Rahmen der Behandlung eines Patienten das Gehen und andere Aktivitäten „verschreiben“ können. Gehen unterstützt die Regulation des Blutzuckers, fördert die Herzgesundheit und ergänzt andere Therapieformen, etwa gegen Bluthochdruck.

Letztlich ist das Gehen nicht nur eine körperliche Übung, sondern essenziell, um soziale Bindungen zu stärken. Im Gegensatz zum Laufen oder Rennen, das über lange Strecken anstrengend ist, kann man das Gehen relativ einfach in den Alltag integrieren. Es ist eine Praxis, die uns im Laufe der Evolution unterstützt hat und weiterhin eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit spielt.

Ist das Gehen heutzutage schwieriger für uns geworden?

Das Gehen wird durch unsere Umgebung beeinflusst. Wenn Gehen die einzige Option ist, gehen wir. Somit hat die Gestaltung von Städten und Gebäuden einen entscheidenden Einfluss darauf, ob das Gehen ein natürlicher Bestandteil unseres Alltags bleibt. Wenn Architekten der menschlichen Bewegung Priorität einräumen, können sie Räume gestalten, die das Gehen und somit einen gesunden anstatt einen sitzenden Lebensstil fördern.

Viele meinen, man müsse täglich 10.000 Schritte zurücklegen. Stimmt das?

Ich denke, das ist zu viel. Die 10.000-Schritte-Regel ist die Marketing-Erfindung eines japanischen Herstellers von Schrittzählern aus den 1960ern – keine wissenschaftlich belegte Zahl. Die Forschung zeigt, dass 5.000 bis 7.500 Schritte täglich die Sterblichkeit um rund 30 % senken kann. In nicht motorisierten Gesellschaften, wo Menschen häufig täglich 10.000 bis 15.000 Schritte zurücklegen, hat ein 80-jähriger Menschen die Herzgesundheit eines 50-Jährigen in einer westlichen motorisierten Gesellschaft. Das beweist: Bewegung ist gesund. Anstatt alle Schritte in einem einzigen langen Spaziergang „abzuarbeiten“, ist es effektiver, über den Tag verteilt mehrmals 2.000 bis 3.000 Schritte zu gehen. Bewegung ist essenziell, wir brauchen aber auch Städte und Arbeitsplätze, die Mobilität für alle fördern – unabhängig von Alter oder körperlichen Fähigkeiten.

Wird dies heute bereits bei der Stadtplanung berücksichtigt?

Ja. Städte wie Dublin, Paris und New York schaffen Umgebungen, die das Gehen fördern. So hat Dublin mit Zebrastreifen und Fußwegen etwas dafür getan, barrierefreier zu werden. Paris arbeitet nach dem Konzept der „15-Minuten-Stadt“ daran, dass alle Dinge des täglichen Gebrauchs zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind, um den Verkehr zu reduzieren. New York ist für seine breiten Bürgersteige bekannt. Diese Städte setzen auf eine fußgängerfreundliche Gestaltung, um die Sicherheit zu erhöhen und Menschen zum Laufen zu ermutigen.

Was ist eigentlich besser: Gehen oder Joggen?

Das hängt davon ab, was man will. Joggen ist großartig für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Gehen ist praktischer für alltägliche Aktivitäten, wenn wir beispielsweise unsere Einkäufe oder ein Kind tragen. Gehen bietet außerdem einzigartige Vorteile im zwischenmenschlichen Umgang, da es Gespräche oder den Kontakt zu anderen Menschen erleichtert. Beides hat seine Berechtigung – je nachdem, was man erreichen will.

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